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Campus Grindel³

Ort

Hamburg-Eimsbüttel

Status

Entwurf

Jahr

2025

Text

Leitidee und Vision

Die Universität Hamburg erhält mit dem neuen Campus Center im Von-Melle-Park eine zentrale Anlaufstelle, die Identität stiftet und Orientierung schafft. Ziel des Entwurfs ist es, historische Strukturen zu bewahren und zugleich durch eine markante architektonische Ergänzung einen zukunftsweisenden Ort für Studierende, Mitarbeitende und Gäste der Universität zu gestalten. Der Entwurf verfolgt die Vision, aus der bislang fragmentierten Eingangssituation einen klaren Auftakt zum Campus zu entwickeln. Durch die Transformation der denkmalgeschützten Bestandsbauten und die Ergänzung eines dritten Baukörpers entsteht ein Ensemble, das Tradition und Moderne verbindet.


Das Campus Center vereint Verwaltung, Beratung, Serviceangebote, Lernen, Lehren und Begegnung in einer räumlichen und gestalterischen Einheit. Die neue städtebauliche Setzung stärkt die Verbindung zwischen Stadt und Campus, öffnet den Innenhof zu einem lebendigen Aufenthaltsraum und schafft eine unverwechselbare Adresse an der Grindelallee. Der Entwurf versteht Architektur nicht nur als funktionalen Rahmen, sondern als aktiven Impulsgeber für das universitäre Leben und als Symbol für die Zukunftsfähigkeit der Universität Hamburg.


Städtebauliches Konzept

Das neue Campus Center fügt sich behutsam in den Bestand des Von-Melle-Parks ein und interpretiert die historische Struktur weiter. Die beiden denkmalgeschützten Bestandsbauten von Paul Seitz werden nicht nur erhalten, sondern durch ihre Öffnung und Neugestaltung in die Zukunft geführt. Zwischen ihnen entsteht mit dem Neubau an der Grindelallee ein dritter Baukörper, der das Ensemble komplettiert und eine klare Eingangsgeste zur Stadt bildet. Der Rückbau des bisherigen Verbindungsbaus öffnet den Campus räumlich und schafft neue Blickachsen sowie direkte Wegeverbindungen. So wird der Campus besser in den städtischen Kontext eingebunden und gleichzeitig ein neuer offener Innenhof geschaffen, der als lebendiger Aufenthalts- und Begegnungsraum für die Universitätsgemeinschaft dient.


Städtebaulich gelingt es dem Entwurf, die Balance zwischen der zurückhaltenden Präsenz der historischen Riegel und der kraftvollen Geste des Neubaus zu finden. Während die Bestandsgebäude durch die sanfte Transformation weiterhin ihre charakteristische Strenge ausstrahlen, setzt der Neubau ein markantes Zeichen an der Grindelallee. Diese Signalwirkung stärkt nicht nur die Sichtbarkeit der Universität im Stadtraum, sondern vermittelt auch Offenheit und Modernität. Das Campus Center wird so zu einem Knotenpunkt zwischen Stadt und Universität: ein einladendes Tor, das urbane Lebendigkeit mit akademischer Identität verbindet.


Architektonisches Konzept

Das architektonische Konzept des neuen Campus Centers verfolgt das Ziel, historische Identität und zeitgemäße Gestaltung in einem stimmigen Ensemble zusammenzuführen. Die beiden denkmalgeschützten Riegel werden nicht nur saniert, sondern erhalten durch eine neue Fassadenschicht eine zusätzliche räumliche und gestalterische Dimension. Die Fassadengestaltung übernimmt eine Schlüsselrolle. Es wurde eine leichte, vertikal gegliederte Fassade aus hellem Aluminium entwickelt. Die schlanken, weißen Profile strukturieren die Gebäude rhythmisch und verleihen ihnen eine elegante, zeitlose Ausstrahlung. In Kombination mit großzügigen Glasflächen entsteht ein Wechselspiel aus Transparenz und Tiefe, das Offenheit signalisiert und zugleich den Bestand subtil überformt, ohne ihn zu überlagern.


Die Vertikalität der Fassade hebt die Höhe der Baukörper hervor und verstärkt ihre Präsenz im Stadtraum, während das helle Material im Zusammenspiel mit dem Tageslicht ein lebendiges, sich ständig veränderndes Erscheinungsbild erzeugt. Durch diese Gestaltung bleibt der Bezug zur Rationalität der historischen Rasterfassaden gewahrt, zugleich wird der Ausdruck deutlich in die Zukunft weiterentwickelt. Ein weiteres architektonisches Merkmal bildet die markante Dachform. Die geschwungenen, überhöhten Dächer der drei Baukörper setzen ein kraftvolles Zeichen im Stadtraum und schaffen innen besondere Raumqualitäten. Sie verleihen den obersten Geschossen eine einzigartige Atmosphäre, die durch großzügige Belichtung und differenzierte Raumhöhen geprägt ist. Dadurch wird nicht nur die äußere Erscheinung gestärkt, sondern auch das Innere zu einem Ort von hoher Aufenthaltsqualität. Die Erdgeschosszone ist bewusst offen und transparent gestaltet. Großzügige Glasfronten, überdachte Passagen und eine durchgängige Durchwegung schaffen fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenraum. So wird das Campus Center zu einem einladenden, offenen Ort, der Barrieren abbaut und den Dialog zwischen Universität und Stadt fördert.


Nutzungskonzept und Freiraumgestaltung

Das Campus Center ist so konzipiert, dass es unterschiedliche Bedürfnisse von Studierenden, Mitarbeitenden und Gästen gleichermaßen erfüllt. Die Nutzung orientiert sich an den drei Baukörpern und deren Verknüpfung mit dem Außenraum.


Im Erdgeschoss stehen Offenheit und Zugänglichkeit im Vordergrund. Großflächige, transparente Fassaden sowie frei nutzbare Zonen schaffen eine einladende Atmosphäre und ermöglichen Ausstellungen, Veranstaltungen und studentische Initiativen. Der erste Baukörper öffnet sich vollständig zur Grindelallee und bildet mit seiner überdachten Plaza einen repräsentativen Eingang in den Campus und zur neuen U-Bahn Haltestelle. In den weiteren Erdgeschosszonen entstehen Aufenthaltsbereiche, Cafés und Kommunikationsflächen, die eine fließende Verbindung zwischen Innen- und Außenraum herstellen.


Die Obergeschosse sind funktional differenziert: Der straßenseitige Baukörper nimmt Beratungs- und Verwaltungsfunktionen sowie moderne Co-Working-Spaces auf. Der mittlere Baukörper ist dem Lernen und Forschen gewidmet, mit flexiblen Seminarräumen und einer dreigeschossigen Bibliothek mit zentralem Atrium als offenem Lern- und Begegnungsraum. Der zum Campus orientierte Baukörper beherbergt die Verwaltung des Campus Centers sowie im obersten Geschoss eine großzügige Veranstaltungsfläche für universitäre und öffentliche Events.


Die Freiraumgestaltung bildet das verbindende Element des gesamten Ensembles. Die überdachte Plaza an der Grindelallee schafft nicht nur einen markanten Auftakt, sondern auch einen wettergeschützten Treffpunkt im Stadtraum. Der rückgebaute Innenhof wird zu einem offenen Campusplatz transformiert, der durch Begrünung, Sitzmöglichkeiten und eine Suppenbar hohe Aufenthaltsqualität bietet. Neue Blickbeziehungen und Durchwegungen stärken die Verknüpfung zwischen Stadt und Campus. Damit entstehen Außenräume, die sowohl als Orte der Erholung wie auch als Foren des Austauschs und der kulturellen Nutzung dienen.


Materialität, Fassade und Tragwerk

Das neue Campus Center erhält eine helle, vertikal gegliederte Aluminiumfassade. Schlanke Lamellen rhythmisieren die Baukörper und verbinden die denkmalgeschützten Bestandsgebäude mit dem Neubau zu einem klaren Ensemble. Je nach Lichteinfall changiert das Material subtil und vermittelt Leichtigkeit sowie zeitgemäße Eleganz. Im Erdgeschoss sorgen großflächige Verglasungen für Transparenz und Offenheit: Innen- und Außenraum verschmelzen, der Campus wird einladend und zugänglich.


Das Tragwerk basiert auf einer modularen Rahmenbauweise. Pendelstäbe leiten die Lasten ab und sind mit den Bestandsdecken verankert, sodass der Bestand aktiv zur Aussteifung beiträgt. Ein Fachwerkträger überspannt die Hauptspannweiten und trägt über Kragarme vorgestellte Balkone, die zusätzliche Freiflächen schaffen. Zugseile fixieren die aufgehängten Geschossflächen und ermöglichen eine leichte, effiziente Konstruktion. Das System ist nachhaltig, vorgefertigt und respektiert die denkmalgeschützten Strukturen. Es verbindet technische Innovation mit architektonischer Klarheit und macht das Ensemble flexibel, ressourcenschonend und zukunftsfähig.


Atmosphäre und Nutzererfahrung

Das neue Campus Center versteht sich nicht nur als funktionaler Bau, sondern als lebendiger Begegnungsort. Durch die klare Gliederung der Baukörper entstehen übersichtliche Wegeführungen und ein intuitives Orientierungssystem. Die Innenräume zeichnen sich durch flexible Raumstrukturen, natürliche Belichtung und vielfältige Blickbezüge aus. Besonders das zentrale Atrium der Bibliothek erzeugt mit seiner lichten, offenen Atmosphäre eine inspirierende Lernumgebung. Unterschiedliche Raumtypologien, von konzentrierten Lernplätzen über Co-Working-Bereiche bis hin zu offenen Kommunikationszonen – ermöglichen allen Nutzenden eine individuelle Wahl. Die Freiräume zwischen den Gebäuden ergänzen dieses Erlebnis. Sie bieten Orte der Ruhe und Erholung ebenso wie lebendige Treffpunkte. Durch Baumpflanzungen, Sitzstufen und begrünte Zonen entstehen Aufenthaltsqualitäten, die das Campusleben bereichern.


Bedeutung für die Universität und die Stadt

Das neue Campus Center entfaltet weit über seine Funktion hinaus eine städtebauliche und gesellschaftliche Wirkung. Als markanter Auftakt zur Grindelallee wird es zum sichtbaren Gesicht der Universität Hamburg und stärkt deren Präsenz im städtischen Raum. Die klare Eingangsgeste schafft eine neue Adresse, die die Universität mit ihrer Umgebung verbindet und zugleich als Signal in die Stadt hineinwirkt. Gleichzeitig ist das Campus Center ein Identifikationsort für die gesamte Universitätsgemeinschaft. Es vereint Lernen, Arbeiten, Verwaltung und Begegnung in einem Ensemble, das Offenheit, Transparenz und Gemeinschaft verkörpert. Durch seine vielfältigen Raumangebote und die hohe Aufenthaltsqualität in Innen- wie Außenbereichen trägt es entscheidend dazu bei, Urbanität auf dem Campus neu zu definieren. Orte des Austauschs, der Kultur und des Wissens werden hier in einer Weise verknüpft, die den Campus zu einem lebendigen Teil der Stadt macht.


Mit dem neuen Campus Center entsteht nicht nur ein Gebäudeensemble, sondern ein zukunftsweisender Baustein für die Identität der Universität Hamburg. Die Integration denkmalgeschützter Substanz, die zeitgemäße architektonische Ergänzung und die offene, nachhaltige Gestaltung ergeben eine Architektur, die Tradition und Innovation gleichermaßen verbindet. Das Campus Center schafft Räume, die weit über ihre Funktion hinauswirken: Es ist ein Symbol für Offenheit und Dialog, für die Verbindung von Stadt und Wissenschaft, für die Zukunftsfähigkeit einer Universität im Wandel. Es macht die Universität sichtbar, erlebbar und greifbar, als Ort des Wissens, der Begegnung und der Inspiration.


Das neue Campus Center schafft nicht nur Räume, sondern Identität und Zukunft für die Universität Hamburg.

Daniel Afriyie Owusu

Paul Gumpricht

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