Meros
Ort
HAMBURG
Art
DESIGN
Jahr
2025
(griech. mέρος , Teil)
Beobachtungen bei der letzten Wahl
Die Teilnahme an der letzten Wahl fühlte sich wie gewohnt wenig bedeutungsvoll an. Der Prozess war routiniert und fast mechanisch. Man erledigte seine Stimmabgabe als Pflicht, die man einfach hinter sich bringen musste. Es gab kein besonderes Gefühl oder Aufregung. Die Wahlurne selbst war funktional, aber unauffällig, und zog weder visuell noch symbolisch in den Bann. Sie wurde als notwendiges Objekt wahrgenommen, ohne eine tiefere Verbindung zur Demokratie oder zum eigenen Einfluss zu vermitteln. Es fehlte ein Raum, der den Wahlakt als bedeutungsvoll und gemeinschaftlich hervorhebt. Stattdessen war der Vorgang isoliert – man gab seine Stimme ab und verließ den Raum ohne das Gefühl, aktiv Teil eines größeren Prozesses zu sein. Die Wahl war ein bürokratischer Akt, der mehr den Einzelnen betonte und weniger das kollektive Engagement der Gesellschaft. Die Umgebung bot wenig Unterstützung für ein Gefühl der Verbundenheit. Die Wahlurne war einfach ein funktionales Möbelstück ohne größere symbolische Wirkung. Der Wahlakt war nicht spürbar und hatte keine ausstrahlende Wirkung auf das Umfeld, sondern verschwamm im Alltag.
Der Gegenentwurf
Der entworfene Modulkörper greift das Bild des Wahlkreuzes auf und übersetzt es formal in ein mo-dulares, rundes System. Ausgangspunkt ist ein Kreis – Sinnbild für Gemeinschaft und Gleichwertigkeit. Ein einzelnes Modul, also MEROS, stellt dabei ein Fragment dieses Ganzen dar. Die Form verweist damit direkt auf den Wahlakt: als individueller Bei-trag zum kollektiven Kreis der Demokratie. Das Objekt ist aus spiegelnden, farblosen Flächen und leichten Holzstreben konstruiert. Die Spiege-lung macht die eigene Entscheidung sichtbar, die farblose Erscheinung vermeidet jede parteiliche Assoziation. Das modulare Stecksystem erlaubt unterschiedliche Anordnungen: als Wahlurne, Info-stand, Podium, Plakatwand oder Raumtrenner. Die Module sind tragbar, stapelbar und platzsparend – gedacht für temporäre wie dauerhafte Einsätze im öffentlichen Raum. So entsteht nicht nur eine Wahlurne, sondern ein System für demokratische Begegnung. Die Nut-zung geht über Wahltage hinaus und reagiert auf Anforderungen von Nachhaltigkeit und Sichtbar-keit. Die Lochungen an den Seiten ermöglichen Verbindung und Transport, ein Magnetstreifen sorgt für Halt und einfache Stapelung. Die Form – halb-rund, kombinierbar, präsent – wird zum Wieder-erkennungsmerkmal.
Stärkung der demokratischen Bedeutung
Der Entwurf zielt darauf, die Wahl sichtbarer, bedeutungsvoller und gemeinschaftlicher zu machen. Durch die Spiegelung konfrontiert die Wahlurne die Wählenden mit sich selbst – sie zeigt symbolisch, dass jede Stimme eine Rückwirkung hat. Die halbrunde, offene Form macht aus einem funktionalen Objekt ein Fragment eines größeren Ganzen. Wer wählt, erkennt sich als Teil eines Kreises, eines Kollektivs. Gleichzeitig wirkt der Entwurf durch Materialität und Modularität im öffentlichen Raum: Er erscheint nicht als Fremdkörper, sondern als flexible Struktur, die sich je nach Nutzung anpasst – ob als Wahlurne, Diskussionsplattform oder Informationsfläche. Die Wahl wird dadurch nicht nur ein Akt des Ankreuzens, sondern Teil eines räumlich erlebbaren demokratischen Prozesses. Die Präsenz der Module im Alltag stärkt das Bewusstsein für die Wahl als Teil einer größeren, dauerhaften Auseinandersetzung. Sie erinnern nicht nur an Termine, sondern an Verantwortung. Der Entwurf schafft eine neue Sichtbarkeit für Demokratie – ohne laut zu sein, aber mit starker Geste.







